Bei dem Wort Glückspielvertrag läuft es inzwischen einigen Online Casino-Anbietern kalt den Rücken herunter. Und das zurecht. Die neue Glücksspielstaatsvereinbarung (GlüStV 2021) gilt seit Juli vergangenen Jahres und hat die Glücksspielbranche mehr oder weniger auf den Kopf gestellt. Seitdem ist es für virtuelle Automatenspiele nämlich nötig, eine gültige Lizenz zu besitzen, um die Spiele legal anzubieten. Doch trotz der Ausstellung der Berechtigungen seit einigen Monaten warten viele Anbieter noch auf ihre Erlaubnis. Besonders auffallend dabei: Lediglich die Gauselmann Gruppe (Merkur) und Novomatic (Novoline) erhalten, Stand jetzt, Lizenzen. Zufall oder Absicht?
Eine Lizenz erhalten – Segen oder Fluch?
Die Frage, die sich bei der Sachlage selbstverständlich auftut, ist, ob Lizenzen bewusst nicht ausgegeben werden. Aus welchen Gründen auch immer. Fakt ist, der neue Glücksspielvertrag beinhaltet eine Menge Einschränkungen. Besonders ausschlaggebend: Spieler können nur noch kleinere Beträge auf ihr Konto transferieren und lediglich mit einem Euro spielen. Die Folge ist einfach. Beschränkte Spieler suchen sich neue und flexiblere Casino-Anbieter. Alle lizenzierten Anbieter kommen dafür natürlich infrage, da sie den Bestimmungen folgen müssen. Der Weg ins Ausland zu nicht an Lizenzen gebundenen Anbietern ist die Folge.
Ein besonderes Spannungsfeld bietet sich bei Casino-Anbietern, die sich Stand jetzt für eine Lizenz beworben haben, aber noch keine erhalten haben. Diese bieten im Moment noch ihr gewöhnliches Programm an, da sie noch nicht an die Lizenz des neuen Glücksspielvertrags gebunden sind. Eigentlich illegal und definitiv weiter zu untersuchen. Da diese Unternehmen allerdings auf Liste der Antragssteller stehen, geraten sie vermutlich nicht ins Blickfeld der Verfolgungsbehörde.
Werden Lizenzanträge absichtlich mangelhaft eingereicht?
Mit den gewonnenen Informationen ist eines klar. Casino-Anbieter, die momentan auf der Liste der Antragssteller stehen, sind, sicher vor der Glücksspielbehörde. Auf der anderen Seite können Sie ihr Casino ohne die einschränkenden Bestimmungen weiterführen. Wie garantiert man also möglichst lange auf dieser Liste zu verweilen, ohne eine Lizenz zu erhalten? Ganz einfach, man reicht mangelhafte Anträge ein.
Was sich auf den ersten Blick wie eine absurde Idee anhört, macht bei genauerer Betrachtung auf jeden Fall Sinn. Die deutsche Lizenz hat derzeit einen ganz handfesten Haken. Denn Lizenznehmer müssen jedes ihrer Spiele kontrollieren lassen. Ein vor der Legalisierung 600 Spiele umfassendes virtuelles Casino-Portfolio, kann durch eine erhaltene Lizenz auf unter 100 Automaten und Slots fallen. Dabei ist es definitiv von Bedeutung, dass jeder Spielautomat einzeln getestet werden muss. Dies gilt selbstverständlich auch dann, wenn das Spiel bereits von einem anderen Publisher freigegeben wurde. Aufgrund dieses Prozesses dauert es manchmal sehr lange, bis das ursprüngliche Portfolio teilweise zurückgegeben wird. Hinzu kommt, dass Jackpot-Spiele, Tischspiele und Live-Spiele nach geltendem Recht ohnehin verboten sind.
Aus diesem Grund fehlen große Namen der Gaming-Branche auf der sogenannten Whitelist. Unternehmen wie Tipico, Betway und Bet365 haben bisher keine Lizenz erhalten. Und das, obwohl sie sicherlich die finanziellen Mittel hätten, um eine solche Genehmigung im Notfall zu erzwingen. Stand jetzt gelang es ihnen jedoch nicht, eine Lizenz für virtuelle Spielautomaten zu erhalten. Selbstverständlich sind all das keine handfesten Beweise, aber definitiv Indizien, die eine tiefgehende Untersuchung interessant machen würde.